Was sich in den zurückliegenden Monaten, wenn nicht gar Jahren, angedeutet hat, wird nun offenbar bittere Realität. Finsterwalde wird die gewohnte medizinische Versorgung im Krankenhaus verlieren.
Zukünftig konzentriert sich - nach Beschluss des Aufsichtsrates - die stationäre Versorgung ausschließlich auf die Standorte Herzberg und Elsterwerda. Einzig bei der psychiatrischen Abteilung bleibt die stationäre Versorgung erhalten. Diese Änderungen sollen, sofern der Kreistag ebenfalls zustimmt, zum Juni 2024 wirksam werden.
Als Trostpflaster soll eine Basisversorgung inklusive ambulanter Notfallversorgung in Finsterwalde etabliert werden.
Weiterhin wird die Gynäkologie und Geburtshilfe am Standort Herzberg zum Jahresende schließen. Als Kompensation streben die Verantwortlichen einen Hebammen geführten Kreißsaal an. Die ebenfalls am Standort Herzberg befindliche Pädiatrie wird zur Mitte des nächsten Jahres schließen.
Die Informationspolitik ist wie immer ein Desaster
Die genannten Informationen können einer Mitteilung der Elbe-Elster Klinikum GmbH entnommen werden. Diese Mitteilung wurde jedoch zuerst nicht, wie man annehmen könnte, dem im Schreiben genannten und als nächstes in die Beschlussfassung eingebundenen Gremium (Kreistag), übermittelt, sondern direkt an die Presse. Auch die jeweiligen Standortbürgermeister waren offenbar nicht informiert worden.
Das zeigt deutlich, wie Landrat, Beigeordneter, Geschäftsführung und Aufsichtsrat bei diesem sensiblen Thema agieren.
Ergebnisse der Bürgerbefragung scheinbar direkt im Papierkorb entsorgt
Für uns stellt sich die Frage, weshalb man eine große Öffentlichkeitsbeteiligung ausgerufen und dazu auf alle möglichen Arbeitsgruppen verwiesen hat, die letztlich die zukunftsfähige medizinische Versorgung in EE besprechen und auf den Weg bringen sollten. Am Ende hat einzig der Aufsichtsrat entschieden, denn die Lenkungsgruppe hat bis zum heutigen Tag nicht einmal getagt. Dazu liegen dem Kreistag auch keinerlei Informationen zur Auswertung der Bürgerbefragung vor. Die Antworten sind scheinbar direkt in den Papierkorb gewandert und fanden keine Berücksichtigung bei den Gesprächen.
Verantwortliche scheinen maßlos überfordert
Das Bild, das die Verantwortlichen abgeben, ist erschreckend und zeigt eine deutliche Überforderung. Der Landrat (CDU) hat sich in den letzten Kreistagssitzungen kaum zum Thema geäußert. Die Geschäftsführung und der Aufsichtsrat bedienen sich seit Jahren an einem Beratungsunternehmen, das am Ende nur eine Lösung kennt, und das ist der Neubau eines zentralen Krankenhauses. Wie dieser finanziert werden soll, hat alle genannten Personen bislang kaum interessiert. Man hat sich scheinbar auf die Aussagen der Beraterfirma (oberENDEr) verlassen und geglaubt, dass das Land 100% der Kosten übernimmt. Wie naiv kann man eigentlich sein? Dazu entfacht man eine kaum beschreibbare Verunsicherung unter den Beschäftigten und Patienten.
Personalmangel - teilweise selbstverschuldet - als eines der Hauptprobleme
Es gibt zur Zeit sicherlich viele Gründe, die eine Schieflage rechtfertigen könnten. Allen voran bspw. der Personalmangel. Die Geschäftsführung hat selbst mitgeteilt, dass mit dem vorhandenen Personal maximal ca. 70% Bettenauslastung erreicht werden kann. Der Beigeordnete argumentiert allen Ernstes, dass der Personalmangel hauptsächlich demografisch bedingt ist und es sich bei Kündigungen jüngerer Leute um Einzelfälle handelt. Auch das disqualifiziert ihn, da er scheinbar keinen guten Draht zu den Mitarbeitern hat und die wahren Probleme schönredet. Angeblich haben alle Häuser diese Probleme, nur deckt sich das nicht mit einem kürzlich erschienenen Artikel über mehrere Dutzend neuer Mitarbeiter am Sana Klinikum. Wo war und bleibt die Offensive zur Fachkräftegewinnung beim EE Klinikum? Da darf auch nicht nur die Gewinnung im Vordergrund stehen, sondern auch das Halten der motivierten Fachkräfte.
Zierenberg "erschüttert" von den aktuellen Entwicklungen
"Wir sind erschüttert, dass man vor der Tagung der Lenkungsgruppe bereits vollendete Tatsachen geschaffen hat. Einige Kreistagsmitglieder waren im Juli so naiv zu glauben, dass noch Gestaltungsspielraum besteht und man in eine ergebnisoffene Diskussion einsteigen kann. Nun zeigt sich, dass dies ein riesiger Irrtum war und Finsterwalde bei der medizinischen Versorgung abgehängt wird. Die bevölkerungsreichste Region im Landkreis wird deutlich geschwächt, und das war vorhersehbar.
Immer wieder haben wir Berichte gehört, dass Notfälle nicht nach Finsterwalde, sondern in die anderen Häuser gebracht wurden. Ohne etwas zu unterstellen, kann man annehmen, dass der Standort absichtlich zahlenmäßig geschwächt wurde, um dies als Argument für die Schließung zu nutzen", fasst Ronny Zierenberg, Vorsitzender BVB / FREIE WÄHLER Finsterwalde, in einem ersten Statement zusammen.
Es ist weiterhin eine parteiübergreifende Kraftanstrengung notwendig, um im Kreistag am 11.12. diesen katastrophalen Einschnitt noch zu verhindern.
Kreistagsabgeordneter Ronny Zierenberg (BVB / FREIE WÄHLER Finsterwalde) wird, wie bereits im Juli, diesen Kahlschlag-Plänen eine Absage erteilen. Dazu hoffen wir natürlich, dass die Finsterwalder Abgeordneten von CDU und BfF, die im Juli für die vom Landrat (CDU) vorgestellten Pläne gestimmt haben, nun endlich die dramatische Lage erkennen und ebenfalls NEIN zum Kahlschlag sagen.
Wir geben noch nicht auf und werden weiter für den Standort Finsterwalde kämpfen!!
Zum Thema:
Klinikum: Große Resonanz bei Finsterwalder Demo. Landesregierung mit ernüchternder Antwort zur Finanzierungsfrage!
Landkreis lobt "starkes Signal" nach Klinikum-Beschluss - ein Kommentar
Wie weiter mit dem Klinikum Elbe-Elster? Finsterwalde muss weiteren Dämpfer hinnehmen!
Aktuelle Mitglieder des Aufsichtsrates:
benannt durch: |
Mitglied |
CDU |
Bernd Heinke |
SPD/FDP/GrüneB90 |
Harald Lax |
AfD |
Andreas Schober |
LUN/UWG/BfF |
Uve Gliemann |
DIE LINKE |
Joachim Pfützner |
Landrat | Christian Jaschinski |
Als BVB / FREIE WÄHLER sind wir aktuell nicht im Aufsichtsrat vertreten.
Hier sind die Mitglieder des Kreistages zu finden ...