Warum wir den geplanten Supermarkt in Nehesdorf kritisch sehen
In Nehesdorf, im Bereich der Dresdener Straße (aktueller NP-Markt), ist ein neuer großer Supermarkt als Ersatzneubau geplant. Dieser Markt soll eine Verkaufsfläche von etwa 1.800 Quadratmetern haben und über 100 Parkplätze bieten. Zusätzlich ist auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein neuer Getränkemarkt mit rund 750 Quadratmetern Fläche vorgesehen.
Auch wenn ein solches Vorhaben auf den ersten Blick attraktiv erscheint, kann es für die Stadt erhebliche Nachteile mit sich bringen. Ein zentrales Problem ist die Verlagerung des Einkaufsgeschehens. Wenn Menschen verstärkt am Stadtrand einkaufen, meiden sie häufiger die Innenstadt. Die Folge ist, dass kleine, inhabergeführte Läden wie Bäckereien, Buchhandlungen oder Modegeschäfte zunehmend Kundschaft verlieren. In vielen Städten hat sich gezeigt, dass dies – neben den ohnehin schwierigen Bedingungen durch den Onlinehandel – langfristig zur Verödung der Innenstädte führt.
Hinzu kommt, dass Finsterwalde laut eigenem Einzelhandelskonzept bereits über eine zu große Verkaufsfläche verfügt. Es besteht also kein tatsächlicher Bedarf für einen weiteren großflächigen Markt. Ein zusätzliches Angebot dieser Größenordnung - mit einer Verdopplung der Verkaufsfläche - verschärft das bestehende Ungleichgewicht nur weiter. Auch eine von uns durchgeführte Umfrage zeigt deutlich: Die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger sieht keinen Bedarf für eine Vergrößerung der Einzelhandelsflächen.
Ein weiterer Aspekt betrifft den Standort selbst. Das Gebiet rund um die Dresdener Straße ist geprägt von einer kleinteiligen, dörflichen Bebauung. Ein großflächiger Supermarkt passt nicht in dieses Umfeld. Er würde das Erscheinungsbild deutlich verändern und die dörfliche Struktur empfindlich stören.
In anderen Städten mit ähnlichen Entwicklungen sind die Folgen klar sichtbar: Sobald sich große Einzelhandelsflächen an den Stadträndern konzentrieren, leidet das Zentrum. Innenstädte verlieren an Vielfalt und Lebensqualität, der öffentliche Raum wird weniger genutzt, und die Attraktivität als sozialer Treffpunkt und Einkaufsort geht zunehmend verloren.
Deshalb sehen wir das geplante Bauvorhaben in Nehesdorf kritisch. Was auf den ersten Blick wie eine praktische Erweiterung wirkt, hat langfristig tiefgreifende Auswirkungen auf das Stadtbild, den lokalen Einzelhandel und das gesellschaftliche Leben im Zentrum. Finsterwalde braucht keine neuen Großmärkte am Rand, sondern eine starke, lebendige Innenstadt, die für alle Bürgerinnen und Bürger attraktiv bleibt. Ein Discounter mit der aktuellen Größe ist völlig ausreichend.