Zurzeit vergeht kaum ein Tag, an dem nicht über das Klinikum Elbe-Elster und die aktuelle Situation berichtet wird. Am 10.07.23 fand eine außerplanmäßige Kreistagssitzung statt, die ausschließlich das Klinikum zum Thema hatte. Im Tagesordnungspunkt 3 stellte Herr Hacker von der Beratungsgesellschaft Oberender AG die Pläne vor.
Dabei wurden die aktuelle Bettenauslastung sowie die Mitarbeiter- und Finanzsituation erläutert. Es wurde unter anderem bekannt gegeben, dass das Klinikum im Jahr 2023 ein Defizit von geplanten neun Millionen Euro aufweisen wird. Laut der Beratungsgesellschaft wird sich dieser Trend fortsetzen, wodurch Umstrukturierungen notwendig werden.
Orientierung an nicht fertiger Krankenhausreform
Bei den Planungen orientierte man sich unter anderem am Entwurf zur Krankenhausreform der Bundesregierung, der jedoch noch nicht beschlossen wurde. Ausgerechnet am Tag der Kreistagssitzung einigten sich die Länder darauf, dass die sogenannte Level-Einstufung der Krankenhäuser nicht mehr zur Debatte steht. Diese Level-Einstufung bildete jedoch die Grundlage für das vorliegende 3+1-Modell. Das bedeutet, dass ein neues zentrales Krankenhaus im Kreis entstehen soll und die bisherigen Häuser nur noch Versorgungszentren sein werden.
Finsterwalde soll Notaufnahme verlieren
Da ein Neubau jedoch einige Zeit bis zur Fertigstellung beansprucht, soll bereits kurzfristig gehandelt werden, indem Finsterwalde nur noch als ambulantes OP-Zentrum fungiert. Dadurch würden die Notaufnahme und andere gewohnte Leistungen entfallen. Die Beratungsgesellschaft sieht hier dringenden Handlungsbedarf und hat eine Umsetzung in/innerhalb von 6 Monaten vorgeschlagen.
150 Millionen + x für Neubau - Kreistag stimmt für Neuausrichtung
Der Neubau wird grob geschätzt mindestens 150 Millionen Euro kosten. Die Kosten werden vom Land übernommen, so hat es die Beratungsgesellschaft in etwa ausgedrückt. Im Tagesordnungspunkt 4 wurden dann vier Beschlüsse behandelt, die sehr allgemein gehalten waren, aber in der Begründung deutlich machten, dass das zuvor vorgestellte Modell weiterverfolgt werden soll. Wer jetzt so tut, als würde man hier in einen ergebnisoffenen Prozess starten, der täuscht sich sicherlich.
BVB / FREIE WÄHLER Finsterwalde Vorsitzender und Kreistagsmitglied mit klarer Meinung
Unser Vorsitzender, Ronny Zierenberg, der auch Kreistagsmitglied ist, hat den Beschlüssen eine Absage erteilt. Er wird "keinen weiteren Sargnagel für den Standort Finsterwalde einschlagen". Zierenberg sieht erhebliche Defizite bei der Mitarbeiterführung und nutzte die Möglichkeit der Nachfrage bei der Beratungsgesellschaft. Diese sprach daraufhin von einer "überdurchschnittlich guten Mitarbeiterführung". Zierenberg hakte hier nach und fragte, ob überhaupt mit den Mitarbeitern gesprochen wurde, da er diese Einschätzung überhaupt nicht teilen kann. Mitarbeiter werden seiner Meinung nach regelmäßig von der Geschäftsführung und einigen Führungskräften von oben herab behandelt, nicht ernstgenommen und in ihrer Flexibilität eingeschränkt. All diese Faktoren tragen sicherlich dazu bei, dass viele Mitarbeiter in der vergangenen Zeit das Klinikum verlassen haben. Über Fachkräftegewinnung zu sprechen, wenn man das vorhandene Personal nicht halten kann, erscheint somit fragwürdig. Aber wie immer werden die Probleme woanders gesucht und die Geschäftsführung wird sowieso nie als Schuldige betrachtet. Wie man auf diesem wackeligen Konstrukt ein neues Krankenhaus bauen und betreiben will, bleibt ein Rätsel.
Zierenberg sieht wenig Gestaltungsspielraum
"Es soll ein großer Beteiligungsprozess starten, aber ich frage mich, welchen Gestaltungsspielraum man überhaupt noch hat. Die Berater haben kurz gesagt, dass ihr Plan die einzige hilfreiche Lösung in dieser Situation sei oder es gar kein Krankenhaus im Elbe-Elster-Kreis geben werde. Wenn die Bürgerinnen und Bürger sowie die politisch Verantwortlichen nur noch über die Fassadenfarbe des neuen Hauses diskutieren dürfen, und danach sieht es aus, läuft etwas falsch. Ich sage ganz deutlich, dass die aktuelle Geschäftsführung die falsche Medizin für unser krankes Krankenhaus ist.", fasst Ronny Zierenberg zusammen.
Dazu ergänzend: "Es ist bedauerlich, dass die anderen Finsterwalder Kreistagsmitglieder von der CDU und BfF den Weg zur Weiterverfolgung des Plans und somit zur Schließung der Notaufnahme geebnet haben."